Das Haus im Schatten

Geburtstagspudding

Heute ist bei uns Geburtstagsfeier. Da hat sich Angelika Pudding bestellt, Pudding mit Kirschsaft. Willst Du mittun, so können wir am Tisch noch ein wenig zusammenrücken, und der Pudding reicht auch noch für Dich. Susanne, die sich sonst beim Essen keineswegs abseitsstellt sagt allerdings, sie möchte den Pudding nicht. Er schmecke nach Petroneum. Dabei haben wir gar keines im Hause, diese Lügnerin. Drei Portionen hat sie schon verschlungen!

Hier beendete unser Vater seine begonnenen Aufzeichnungen zu den fast fertig vorliegenden Bildern und Zeichnungen zum geplanten "Haus im Schatten". Inzwischen waren die Machthaber des 'Dritten' Reiches schon wirksam geworden, mit neuen Gesetzen und einschneidenden Maßnahmen. Die "Nürnberger Gesetze" traten in Kraft, und so wurde auch unsere Familie betroffen, da unsere Mutter keinen arischen Nachweis erbringen konnte. Unser Vater wurde aus der Kammer der Kunstschaffenden ausgestoßen und sah nun keine Möglichkeit mehr, jemals sein Buch zu veröffentlichen. Es begann eine neue Existenznot - zur materiellen war die psychische hinzu gekommen. Die 'Tausend Jahre' wurden glücklicherweise überstanden. Doch fand unser altgewordener Vater nicht wieder die Muße, die Mappe erneut aufzuschlagen und weiterzuführen, was so lange vorher mit Freude begonnen war...

Mit diesen Worten leitet Susanne, die zweitjüngste Tochter des Malers Heinrich Uffrecht, zu ihren eigenen Erinnerungen an das Leben im „Haus im Schatten“ über. Ausführlich beschreibt Susanne Hamann-Uffrecht ihre Kindheitserinnerungen an Haldensleben in der Jahresschrift der Museen des Ohrekreises, Band 10 (2003) und ab 2006 zeigt das Museum Haldensleben eine ständige Ausstellung über die Fabrikanten- und Künstlerfamilie Uffrecht.

    
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