Das magische Dreieck der Tempelritter
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Die Templer, 1120 als erster geistlicher Ritterorden gegründet, haben wie kaum eine andere Schöpfung des mittelalterlichen Abendlandes die Phantasie der Zeitgenossen wie der Nachwelt beschäftigt. Bis heute wird den Geheimnissen dieser mutmaßlichen Gralshüter nachgespürt. Im Ecomusée Haldensleben-Hundisburg kann man dies gleich an drei historischen Stätten.

 

Templerburg Wichmannsdorf
Im 12. Jahrhundert nannte sich ein Grafengeschlecht gleichermaßen nach den Orten Haldensleben, Hillersleben und Wichmannsdorf. Bereits damals dürfte in dem an der Lüneburger Heerstraße nahe der heutigen Gaststätte "Alte Ziegelei" gelegenen Wichmannsdorf eine Burg bestanden haben. 1223 wird dann erstmals das Haus der Templer in Wichmannsdorf genannt, welchem 1295 das Lehnsrecht über Bülstringen bestätigt und das Dorf Wolfshausen geschenkt wurde. 1304 war Friedrich von Alvensleben Komtur dieser Templerniederlassung und zugleich Provinzialmeister des Templerordens in Alemanien und Slawien. Dieser einflussreiche Komtur verkaufte kurz vor der Auflösung des Ordens 1307 das Dorf Bülstringen an seinen Bruder Albert und den übrigen Templerbesitz an die Burgmannen von Hundisburg. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts kam Wichmannsdorf dann in den Besitz des Klosters Althaldensleben. 1421 wird der Ort letztmals als bewohntes Dorf erwähnt und fiel bis auf die noch 1561 bestehende Kapelle wüst.

Bis heute haben sich Befestigungswälle in beachtlicher Höhe erhalten und vermitteln zusammen mit den Resten des Stauteiches ein anschauliches Bild von der einstmaligen Wehrhaftigkeit der Templerburg. Eine nahe der Kernburg sprudelnde eisenhaltige Quelle heißt "Nonnenspring" und treibt seit 1922 ein klapperndes Wasserrad. Ortsunkundige werden so auch akustisch auf das ehemalige Zentrum der Tempelritter in Norddeutschland aufmerksam gemacht.

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Templerturm Hundisburg
Seit alters her wird der Südturm von Schloss Hundisburg als Templerturm bezeichnet. Er ist der ursprüngliche Bergfried der alten Hunoldesburg und dürfte aufgrund seiner Mauerwerkstechnik Ende des 12. Jahrhunderts entstanden sein. Er bestand also schon, als die Tempelritter Anfang des 13. Jahrhunderts ihre Komturei Wichmannsdorf gründeten. Wahrscheinlich traten auch Ritter der Hundisburger Burgmannenfamilie dem Orden bei und als 1307 dessen Auflösung bevor stand, erwarben diese Nachbarn große Teile des Templerbesitzes. Hierzu gehörte vor allem die Familie von Dreileben, die Wichmannsdorf letztlich 1355 an das Kloster Althaldensleben weiter verkaufte. Die Tradition der Templer übertrug sich wahrscheinlich auf das Hundisburger Burglehen dieser Familie und führte zur Namensgebung des Turmes. Als 1452 die gesamte Burg in den Besitz der Familie von Alvensleben überging führte diese die Tradition nicht zuletzt wegen des einstmaligen Provinzialmeisters Friedrich von Alvensleben weiter. Daher wurde das repräsentativste Geschoss im 1568 ausgebauten Templerturm ausdrücklich als Templerstube bezeichnet. Die damals in diesem Raum geschaffenen Malereien können nach erfolgter Freilegung möglicherweise zur Bestätigung dieser Vermutung beitragen.

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Templerhaus Haldensleben
Wie für den Templerturm in Hundisburg fehlen auch für das Templerhaus in Haldensleben eindeutige schriftliche Belege für dessen Beziehung zum Templerorden. Das bestehende Templerhaus entstand zwar erst 1553, doch finden sich auf dem Hof Reste eines mittelalterlichen Steinbaues. Das einer dendrochronologischen Datierung zufolge Anfang des 13. Jahrhunderts errichtete Gemäuer ist wahrscheinlich der hintere Abschnitt eines ursprünglich mit dem Giebel zur Magdeburger Straße stehenden Fachwerkbaues. Das zweigeschossige Steinwerk mit den hochgelegenen Schlitzfenstern erhielt im 16. Jahrhundert ein Tonnengewölbe und war bis vor einigen Jahren unter jüngeren Anbauten verborgen. Heute ist dieses vermutlich älteste erhaltene Bauwerk der Stadt am besten von der Holzmarktstraße aus erlebbar. Name und Bauzeit lassen vermuten, dass hier im 13. Jahrhundert die Tempelritter von Wichmannsdorf ihren Stadthof hatten. Hierfür spricht auch die Nähe zur Marienkirche, in deren Umgebung sich einst auch Höfe der Augustiner, Dominikaner und Franziskaner befanden. Der Templerhof soll späterhin in den Besitz des Klosters Althaldensleben gekommen sein. Hier findet sich mit dem Rankentympanon in der Klosterkirche ein schönes Verbindungsglied zu dem den Tempelrittern nahe stehenden Zisterzienserorden. Darüber hinaus illustrieren sowohl der Boitzturm in Hundisburg als auch die Stadtbefestigung von Haldensleben die Welt der Tempelritter im 13. Jahrhundert. Trotz oder gerade wegen manch unbeantworteter Fragen bilden Templerburg, Templerturm und Templerhaus ein magisches Dreieck, worin der Mythos Tempelritter anschaulich und lebendig ist.

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