Der Reitende Roland und die Reformationszeit
Druckversion

Mit 10 der insgesamt 24 heute noch erhaltenen Rolandstandbildern kann sich Sachsen-Anhalt durchaus als "Land der Rolande" bezeichnen. Darüber hinaus besitzt das Rolandsymbol mit den Standorten Bremen, Prag, Riga und Dubrovnik auch eine europäische Dimension.
Den einzigen Reitenden Roland (PDF - 55 KB) der Welt gibt es in Haldensleben gleich zweimal. Das Original im Museum entstand 1528 zur Zeit Martin Luthers und vermittelt zusammen mit anderen Kunstwerken und Architekturdetails ein anschauliches Bild der Renaissance- und Reformationszeit in Haldensleben.


Marktplatz
Auf dem Marktplatz erinnert an der Ecke zur Hagenstraße vor einem 1609 erbauten Bürgerhaus eine Steinplatte an den ursprünglichen Standort des Reitenden Rolands (PDF - 55 KB) von 1528. Auf diesem funktionalen Mittelpunkt der Stadt war das Reiterstandbild drehbar aufgestellt und konnte besonderem Besuch zugewandt werden. Zuletzt geschah dies 1733 bei der Durchreise des preußischen Königs. Unweit hiervon findet sich der Standort des Breiten Steins. Dieser Steintisch steht heute in der Nachbarschaft einer 1927 angefertigten Rolandkopie vor dem Rathaus.

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"


Breiter Stein
Bisherige Theorien, wonach der Breite Stein ursprünglich als Pranger oder Gerichtsstein diente und zudem aus dem 12. Jahrhundert stammte, lassen sich durch nichts belegen. Vielmehr sprechen sein alter Standort beim Roland von 1528 und die zentrale Drehachse in der runden Sandsteinplatte dafür, dass es sich hierbei um den Sockel des 1419 erwähnten ersten Rolands von Haldensleben handelt. Dieser war dann, wie seine beiden Nachfolger, auch ein Reiterstandbild in Lebensgröße und gleichfalls drehbar. Oder aber...

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"


Reitender Roland
1528 schuf ein unbekannter Künstler das seit 1927 im Museum Haldensleben befindliche Reiterstandbild aus grauem Sandstein. Vorbilder waren anscheinend der Magdeburger Reiter und zeitgenössische Kaiserdarstellungen. Der Reiter von Haldensleben (PDF - 55 KB) stellt den gestalterischen Höhepunkt in der Entwicklung der Rolandstandbilder dar. Im Gegensatz zu allen bis dahin geschaffenen Standbildern verlieh der Künstler dem neuen Haldensleber Roland individuelle Gesichtszüge und überwandt hierdurch das Symbolhafte des Mittelalters. Neben dem ursprünglich farbig gefassten und mehrfach reparierten Reiter ist im Museum auch der Rest des Rolandsockels mit Gesichtsdarstellungen ausgestellt.

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"


Fachwerk der Renaissancezeit
In der Museumsausstellung werden dem Reitenden Roland Kunstwerke seiner Zeit, wie etwa die 1519 in der Werkstatt Lucas Cranachs geschaffene Lucretia, gegenüber gestellt. Seinen ursprünglichen Standort auf dem Marktplatz symbolisiert hier reich geschnitzte Fachwerkarchitektur. Die drei zwischen 1554 und 1604 entstandenen Fassaden zeigen mit Fächerrosetten, Rankenwerk und Blendarkaden als jeweilige Zierelemente ein Spektrum des Renaissancefachwerks. Einige derartige Gebäude finden sich auch im Stadtkern und verdeutlichen, dass im 16. Jahrhundert Haldensleben ein ähnliches Aussehen wie Quedlinburg und Osterwiek hatte.

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"


Kühnesches Haus
Das 1592 vom Ratsherren Joachim Lammspring an der Hagenstraße erbaute Haus ist heute das Prachtstück Haldensleber Fachwerkarchitektur. Neben der reichen Ornamentik mit Rosetten und Rankenwerk fallen besonders die geschnitzten Masken der Eckknaggen auf. Im massiven Erdgeschoss sind das Sitznischenportal zur Holzmarktstraße und ein figürlich gestaltetes Sandsteinportal im Inneren sehenswert. Das Grundstück kam 1764 in den Besitz der Familie Zersch. Der hier 1845 geborene Rudolf Zersch erlangte später als Begründer von Brauerei und Ökonomiebetrieb in Köstritz große Bedeutung.
1875 erwarb der Goldschmidt Clemens Kühne das alte Eckhaus und veranlasste dessen erste denkmalpflegerische Instandsetzung.

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"


Alsteinsches Haus
Die heute einem Neubau vorgeblendete Fachwerkfassade des Alsteinschen Hauses war bei der Entstehung 1589 ähnlich repräsentativ wie die des Kühneschen Hauses. Trotz des fragmentarischen Erhaltungszustandes besitzt das Haus an der Kirchstraße wegen des Bauherren große stadtgeschichtliche Bedeutung. Joachim Alstein war wie sein älterer Bruder Sebastian Rektor der Stadtschule und Bürgermeister von Haldensleben. In ihrer Amtszeit ab 1593 bzw. 1606 bewirkten beide viel positives und bewahrten ihre Heimatstadt im 30jährigen Krieg vor Unheil. Die Grabplatten der beiden Brüder sind bis heute in der Marienkirche erhalten. Weitere Spuren der Brüder Alstein finden sich als Wappentafel auf der Hofseite des Schulgebäudes am Marienkirchplatz (1596) und am Stendaler Tor (1593).

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"


Templerhaus
Das Templerhaus ist das älteste erhaltene Fachwerkhaus der Stadt und stammt aus dem Jahr 1553. Reste eines Vorgängerbaues aus dem 13. Jahrhundert haben sich auf dem Hof erhalten. Dies war anscheinend der Stadthof der Tempelritter von Wichmannsdorf, welcher im 14. Jahrhundert in den Besitz des Klosters Althaldensleben gekommen sein soll. Da Mitte des 16. Jahrhunderts auch andere geistliche Orden ihren Besitz in der Stadt verkauften, dürfte der Bauherr des bestehenden Templerhauses weltlichen Standes gewesen sein. Der noch spätgotisch wirkende Fachwerkbau erstreckte sich ursprünglich auch über eine links anschließende Tordurchfahrt und besaß ein Sitznischenportal im massiven Erdgeschoss.

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"


Pressehaus
Rechts neben dem Templerhaus an der Magdeburger Straße steht eines der wenigen Massivbauten der Renaissancezeit in Haldensleben. Einer Inschrift über dem Eingang zufolge wurde das Haus 1580 durch den Magistrat der Stadt erbaut. Die ursprüngliche Zweckbestimmung ist aber nicht überliefert. 1864 kaufte die Firma C. A. Eyraud das Grundstück und betrieb hier neben Steindruckerei, Buchdruckerei und Buchbinderei auch eine Leihbibliothek und eine Buchhandlung. Eyraud gab zudem das Wochenblatt heraus, deren Tradition mit der Lokalredaktion der Volksstimme bis heute fortlebt. Das Erdgeschoss des Pressehauses wurde um 1900 grundlegend umgestaltet.

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"


Pfarrhaus
Von den beiden Pfarrhäusern an der Burgstraße ist besonders das zum Marktplatz hin gelegene Fachwerkhaus von Interesse. Ursprünglich stand hier das Ordenshaus der Augustinermönche in Magdeburg. Die Mönche wandten sich frühzeitig der Lehre Martin Luthers zu und verkauften das Haus 1523 an den Rat der Stadt. Dieser führte 1542 auch in Haldensleben die Reformation ein und begründete 1549 eine zweite Pfarrstelle im alten Ordenshaus. Nach einem Großbrand 1661 wurde das Pfarrhaus in der heute bestehenden Form neu erbaut. Typisch für das Fachwerk der Barockzeit sind "Bauerntänze" in den Randgefachen.

« zurück zur Ansicht "Stadtkern"