Das Haus im Schatten    

Wenn man wie ich als "unmoderner Abmaler" so selten einen Gedanken hat, dann ist es vielleicht entschuldbar, dass man sich schliesslich in ihn verliebt und nicht mehr davon loskommt. Und es stimmt ja auch, unser Haus ist ein Haus im Schatten. Wohl streichelt des Morgens die Sonne die frontale Eingangsseite des Hauses, ihr Nachmittagsglanz die Hofseite, mittags prallt sie sogar im Sommer so energisch aufs Dach, dass ich zu ihrer Abwehr beim Ausbau meines Ateliers Isolierzellen einfügte. Aber, es ist schon so, ein eigentliches Haus in der Sonne ist es nun wirklich nicht...
Unser Schattenhaus liegt mit der einen Seite an einem, von vier alten Linden umstandenen Platze, den man jetzt noch den Postplatz nennt. Scheint nämlich mittags die Sonne auf unser Dach, dann wirft es über einen schmalen Weg hinweg Schatten auf ein anderes Haus, das durch sein grausam häßliches Backsteingefüge während mehrerer Jahrzehnte den vorübergehenden darauf aufmerksam machte, dass sich hier ein Kaiserliches Postamt befand...

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