Wer sich auf der
jüngsten Zeitebene durch das Ecomusée
bewegen möchte, muss aus der Fülle von Geschichtszeugnissen
auswählen. Hier fallen besonders die Denkmale der Technik- und
Industriegeschichte am Rande der Siedlungskerne und in der offenen
Kulturlandschaft auf. Dies um so mehr, wenn ein Bezug zur Gegenwart
besteht und sie mit neuem Leben erfüllt sind. Bewegen wir uns
also mit großen Schritten im weiten Bogen zu einigen Landmarken
des Industriezeitalters. Ziegelei Hundisburg
Bis
heute prägt das ungleiche Schornsteinpaar der 1882 von einigen Großbauern
gegründeten Ziegelei die Landschaft
nordwestlich von Hundisburg. 1990 als Produktionsstätte für
Massenware stillgelegt, produziert das technische Denkmal seither für
die Denkmalpflege und den individuellen Geschmack. Mit seinen Maschinen
des Entwicklungsstandes von 1903 und dem Zickzack-Ofen von 1938 ist es
zudem empfehlenswertes Besichtungsobjekt und die erneuerten Trockenscheunen
sind beliebte Veranstaltungsorte. Eine Feldbahnsammlung
ist an sich schon sehenswert, doch wird erst die Zugfahrt durch die alte
Tongrube zum Erlebnis.
Mittellandkanal
Als letztes Teilstück des vom Rhein bis zur Havel führenden
Mittellandkanals wurde 1926 mit dem Bau des östlichen Abschnitts
des Weser-Elbe-Kanals zwischen Peine und Magdeburg begonnen. Diese
Wasserstraße folgt einer Trasse, die bereits Napoleon 1811 im
Drömling vermessen ließ. Bis zum II. Weltkrieg war der Kanal
bis zur Elbe fertig gestellt und Haldensleben zur Hafenstadt geworden.
1997 begann ein grundlegender Ausbau in dessen Verlauf Haldensleben
2003 auch einen Sportboothafen erhielt. Er ist Teil des „Blauen Bandes“, eines wichtigen
Markenzeichens des Tourismus in Sachsen-Anhalt, und der wasserseitige
Zugang ins Ecomusée.
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"Ecomusée"
Kulturfabrik
1855 gründete Jacob Uffrecht die erste Keramikfabrik in Neuhaldensleben.
Andere Unternehmen folgten seinem Beispiel und Haldensleben wurde zur
Traditionsstadt der Keramik. Die Firma Uffrecht & Co blühte
auf und hatte bis zu 200 Beschäftigte. Nach Enteignung und Stagnation
erloschen 1976 die Brennöfen und 1995 wurde der Traditionsbetrieb
gar bis auf einen kleinen Rest abgebrochen. Hieraus erwuchs allerdings
neues Leben ganz anderer Art. Ein 1999 eingeweihtes Kultur- und Kommunikationszentrum
beherbergt die Stadt- und Kreisbibliothek, einen Jugendtreff und den
Alsteinklub. Die Kulturfabrik erfreut sich seither bei den Haldenslebern
und ihren Gästen großer Beliebtheit.
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"Stadtkern"
Wasserturm
Der Wasserturm auf dem Trendelberg ist ein technisches Denkmal mit
ungewisser Zukunft. Trotz seines ruinösen Zustandes ist er eine
unübersehbare Landmarke im Ecomusée und Symbol der besonderen
hydrologischen Verhältnisse im Ohretal. Hier tritt durch die Sandschichten
der Colbitz-Letzlinger Heide gefiltertes Wasser von bester Qualität
durch natürlichen Druck aus Arteserbrunnen (PDF - 96 KB) zu Tage. 1843 ließ der
Gerber Albert Günther den ersten Arteserbrunnen am Markt bohren
und 1905 sprudelten 156 dieser künstlichen Quellen. Arteserwasser
speist auch die 1909 angelegte zentrale Trinkwasserversorgung Haldenslebens,
wozu bis zu seiner Stilllegung der Wasserturm gehörte.
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"Stadtkern"
Stadtpark
Erst
auf dem zweiten Blick gibt sich der Stadtpark als Denkmal der Haldensleber
Industriegeschichte zu erkennen. Hier wurde seit dem Mittelalter der Lehm
für den Hausbau und die Ziegeleien der Stadt abgebaut. Nachdem die
drei Ziegeleien an der Bornschen Straße ihre Arbeit eingestellt
hatten, begann 1911 die Umgestaltung der Lehmkuhle zur öffentlichen
Parkanlage. Oberhalb hiervon auf dem Galgenberg hatte August Römer
bereits 1853 einen Bierkeller angelegt und eine Ausflugsgaststätte
etabliert. Heute erinnert nur noch der Baumbestand des unlängst abgebrochenen
Gartenlokals an die einstmalige Gastlichkeit und bildet zusammen mit dem
Stadtpark ein verwunschenes Kleinod bürgerlicher Gartenkunst.
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"Stadtkern"
Hegners Fabrik
Die 1865 von Friedrich Schmelzer und Carl Gerike in Althaldensleben
gegründete Steingutfabrik hatte 1890 mit 36 Brennöfen ihren
größten Umfang und 1907 mit 1038 Beschäftigten ihren
größten Personalbestand erreicht. 1937 musste der exportorientierte
Betrieb die Produktion einstellen, da den für die Firma Schmelzer & Gerike
tätigen jüdischen Großhändlern im damaligen Nazideutschland
die Berufsausübung untersagt war. 1993 erwarb der Helmstedter
Autohändler Kurt Hegner die historischen Fabrikgebäude an
der Wedringer Straße und schuf hier nicht nur moderne Betriebsräume,
sondern mit dem Mozart-Café auch eine Kulturstätte der
besonderen Art.
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Meißners Mühle
1948
begann der Bau der nicht nur für Sachsen-Anhalt einmaligen Windkraftanlage (PDF - 800 KB) des Müllermeisters Otto Meißner in Althaldensleben.
Diese sollte die Maschine der Motormühle antreiben und dazu noch
Strom erzeugen. Der als Getreidespeicher dienende Unterbau wurde fertig
gestellt und der Generatorkopf aufgesetzt. Dabei bildete ein Geschützrohr
vom Schießplatz Hillersleben den Abschluss des Turmschaftes. Mit
der Währungsreform 1949 kam das Vorhaben zum Erliegen und ohne jemals
in Funktion getreten zu sein, wurde der obere Turmschaft 1973 wieder abgebaut.
Seit 1993 betreiben Helga und Bruno Meißner in diesem besonderen
technischen Denkmal einen Landhandel.
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MTS-Gebäude
Das MTS-Gebäude zwischen Althaldensleben und Hundisburg wirkt
wie ein herrschaftliches Gutshaus und ist scheinbar in Blickbeziehungen
des Landschaftsparks eingebunden. Tatsächlich ist es erst 1953
als Verwaltungsgebäude für die Maschinen-Traktoren-Station
Althaldensleben (damals Haldensleben II) entstanden und dokumentiert
die Organisationsform der Landwirtschaft nach 1945. Damals wurde im
Zuge einer Bodenreform das Klostergut enteignet und an Neubauern aufgeteilt.
Ab 1948 entstanden auch spezielle Neubauernhäuser mit Wohnung,
Stall und Scheune unter einem Dach. Schon bald endete aber die Selbständigkeit
und mit der Gründung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften
(LPG) 1953-1960 begann die Kollektivwirtschaft.
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"Ecomusée"
Schlossimkerei
Die Schlossimkerei inmitten des Landschaftsparks ist heute nicht nur
eine lebendige Informations- und Beratungsstelle für Imker und
die interessierte Bevölkerung der Region, sondern auch eine letzte
Spur des einstmaligen Volkseigenen Gutes Hundisburg. Im Zuge der Bodenreform
1945 wurde das Rittergut Hundisburg nicht aufgeteilt, sondern blieb
als Provinzialgut und späteres VEG erhalten. Die staatlichen Planungsgremien
veranlassten den Ausbau der bestehenden Obstkulturen zu einem Schwerpunkt
des Gutes. In diesem Zusammenhang entstand 1956 auch die Imkerei. Die
ausgedehnten, bis nach Althaldensleben reichenden Apfelplantagen des
Gutes wurden nach 1989 in Ackerland umgewandelt.
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"Ecomusée"
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