Barockes Hundisburg
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Wenn auch Hundisburg heute ein über Jahrhunderte gewachsenes Ortsbild hat, fällt doch das zur Barockzeit Entstandene besonders auf. Ausgehend vom Schloss und dem wieder entstandenen Barockgarten lässt sich das barocke Hundisburg auf einem Spaziergang leicht erschließen.


Schloss und Barockgarten
Die 1140 erstmals urkundlich erwähnte Hunoldesburg kam 1452 in den Besitz der Familie von Alvensleben. In der Folgezeit gestalteten die Besitzergenerationen die wehrhafte Burg in ein herrschaftliches Residenzschloss um. Der bis heute die Gesamtanlage prägende Schöpfungsakt begann nach Zerstörungen im 30jährigen Krieg 1693. Johann Friedrich von Alvensleben hatte Hundisburg aus einer Erbteilung erhalten und ließ nach dem Vorbild der braunschweigischen Sommerresidenz in Salzdahlum den Um- und Neubau von Schloss und Garten beginnen. Ausführender Architekt war Hermann Korb, der Landbaumeister des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Der Bau des Schlosses dauerte bis 1712. Der Garten war 1719 fertig gestellt und erhielt bis 1742 mit dem Ostabschnitt und dem "Pariser Tor" eine nochmalige Abrundung. Die Folgezeit brachte zwar manche Veränderungen im jeweiligen Zeitgeschmack, doch vernichtete das meiste hiervon ein Großbrand 1945 und spätere Fehlnutzung wieder. Letztlich überdauerte von Schloss und Garten (PDF - 30 KB) nur das barocke Grundskelett, worauf seit 1991 wieder "Fleisch" im Sinne der ursprünglichen Gestaltungsidee aufgetragen wird. Manches wurde aber auch modern ergänzt oder aktuellen Nutzungen angepasst.

Abgeschlossen sind die Instandsetzungsarbeiten bereits im Südflügel mit seinen Kunstausstellungen und im Nordflügel mit dem Haus des Waldes. Der Mittelbau mit dem großen Festsaal und dem imposanten Treppenhaus ist auf dem Wege der Wiedererschaffung. Der Barockgarten besteht in weiten Zügen bereits wieder und bedarf in einzelnen Details lediglich der Ergänzung und der gestaltenden Pflege.

 

Parallel zur grandiosen Neuschöpfung von Schloss und Garten ließ Johann Friedrich von Alvensleben auch das Dorf Hundisburg durch repräsentative Neu- und Umbauten aufwerten. Diese Maßnahmen begannen auf dem seiner Residenz gegenüber liegenden Kirchberg.

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St. Andreaskirche
Ursprung des Gotteshauses ist eine 1218 erbaute Kapelle, die 1266 einen Turm erhielt und 1587 erweitert wurde. Bis heute aus dieser Zeit erhalten ist u.a. das von Jürgen Röttger für die Familie des 1596 verstorbenen Ludolf X. von Alvensleben geschaffene Grabdenkmal.Einer Inschrift über dem Kirchenportal zufolge, hatte die grundlegende barocke Umgestaltung 1708 einen gewissen Abschluss erreicht. Bis dahin war die äußere Gestalt und die Innenausstattung in der bestehenden Form entstanden. Stuckdecke, Emporen und Kanzelwand vermitteln das ganzheitliche Bild eines barocken Innenraumes, wie er im Hundisburger Schloss heute leider nicht mehr zu finden ist. Aber auch akustisch ist in der St. Andreaskirche die Barockzeit lebendig geblieben. Die 1726 und 1731 von dem Magdeburger Glockengießer Christian See umgegossenen Glocken haben alle Kriege überdauert und erklingen auch heute noch zu kirchlichen Anlässen. Darüber hinaus wird jeden Sonnabend um 18 Uhr (Sommer) bzw. 17 Uhr (Winter) der
Sonntag eingeläutet. Die Besichtigung der Kirche ist nach Absprache mit dem Küster (Kirchstraße 3) möglich.

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Hospital
Neben der St. Andreaskirche steht auf dem Kirchberg das ehemalige Hospital des Dorfes. Der solide Bruchsteinbau wurde 1717 fertig gestellt und ersetzte damals das erste Hospital von 1586. Im Inneren gab es ursprünglich nur kleine Räume, worin bedürftige und alte Menschen auf Kosten der Gutsherrschaft wohnen durften. Seit einiger Zeit wird das denkmalgeschützte Haus von einer jungen Familie saniert, wobei viele historische Details, wie etwa das Küchengewölbe, erhalten bleiben.


Unterhalb des Kirchberges stehen an der Dönstedter Straße weitere bemerkenswerte Gebäude des barocken Hundisburgs.

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Rektorat
Als Ersatz für ein bereits seit 1560 in Hundisburg bestehendes Schulhaus entstand 1704/05 das sogenannte Rektorat. Im Gegensatz zu den späteren dörflichen Gemeinschaftsbauten wurde das Haus noch in Fachwerk errichtet. Das bemerkenswerteste Detail aus der Erbauungszeit ist der Eingang mit den profilierten Gewänden und den originalen Türblättern. Auch die Raumstruktur der Lehrerwohnung im oberen Stockwerk ist erhalten und lediglich das Klassenzimmer wurde mehrfach umgebaut. Hierin besteht seit 1988 ein Schulmuseum mit originalem Mobiliar der Zeit um 1900.

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Pfarrhaus
Das Pfarrhaus bildet zusammen mit dem Rektorat ein bemerkenswertes Gebäudeensemble der Barockzeit. Das bis 1720 errichtete Massivgebäude wirkt mit dem Mittelrisalit und den beiden Torbögen schon fast wie ein Gutshaus. Auch im Inneren ist die Eingangshalle mit der doppelläufigen Treppe repräsentativ. Hier gehören zum ursprünglichen Bestand auch einige Türblätter und das anschließende Küchengewölbe. Im durch die sogenannte Pastergasse vom Pfarrhof getrennten Pfarrgarten erinnert nur noch die Bruchsteinmauer und eine alte Eibe an die einstmaligen barocken Gartengestaltung. Im Pfarrhaus befindet sich heute ein Gemeinderaum, worin u.a. im Winter die Gottesdienste der evangelischen Kirchengemeinde stattfinden.

Nach dem Tode Johann Friedrichs von Alvensleben 1728 widmeten sich dessen Nachkommen vor allem der Bebauung an der Magdeburger Straße.

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Magdeburger Tor
Im Zuge der Neugestaltung des örtlichen Lustgartens entstand bis 1738 auch das Magdeburger Tor als repräsentativer Eingang in den Gutsbezirk. Seit 1741 verlief hierdurch auch die öffentliche Heerstraße, die bis dahin durch das Rottmersleber Tor am Hospital in das Dorf führte. In dieser Zeit wurde kurz hinter dem Magdeburger Tor ein bis heute bestehendes Doppelhaus für den Gutsjäger und den Gutsschmied als solider Massivbau errichtet.


Schlosskrug
Nachdem der heute noch bestehende Alte Schlosskrug unterhalb des bis 1728 angelegten Amtmannwalls nicht mehr den gestiegenen Ansprüchen genügte, ließ die Gutsherrschaft bis 1753 einen Neuen Schlosskrug ähnlich großzügig wie das Pfarrhaus erbauen. Die markanten Mansardendächer dieser beiden Barockbauten heben sich bis heute in der Hundisburger Dachlandschaft deutlich hervor. Bedingt durch die Nutzung als Gaststätte und Wohnheim, gab es im Inneren des Schlosskruges manche Veränderung. Die Lebenshilfe GmbH als Eigentümerin bemüht sich derzeit um eine angemessene Nutzung des Baudenkmals.

Natürlich gibt es auch anderswo im Ecomusée Haldensleben-Hundisburg Sehenswertes aus der Barockzeit.


Kloster Althaldensleben
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Gebäude des Zisterzienser-Nonnenklosters (PDF - 128 KB) fast vollständig erneuert. Auch nach der bis zum Jahr 2000 erfolgten Umgestaltung zum Berufsschulzentrum des Ohrekeises ist die schlichte barocke Bausubstanz prägend geblieben. Im Inneren findet sich Anschauliches aus der Barockzeit nur vereinzelt. Neben dem Kreuzgang und dem hölzernen Deckengewölbe der alten Klosterkirche ist hier vor allem die ehemalige Josephus-Kapelle mit ihren Stuckarbeiten und Deckengemälden zu nennen (heute Bibliothek des Berufsschulzentrums). Bemerkenswerte Nebengebäude des 1810 aufgehobenen Klosters sind Jägerhaus, Waldtor und die Wassermühlen.


Neuhaldensleben
Im Stadtkern, also in der einstmaligen Stadt Neuhaldensleben, existiert das Barocke eher im Verborgenen. Hier sind es die nach einem Großbrand 1661 neu errichteten Fachwerkhäuser am Marktplatz, wie etwa Pfarrhaus und heutiges Bürgerbüro, sowie Kanzel und Altarwand von 1666 in der Marienkirche. Einen schönen Überblick über das barocke Neuhaldensleben um das Jahr 1681 vermittelt das Stadtmodell im Museum.